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Grafisches Alphabet

Diagramme überall und die meisten davon Murks, wie wir zuletzt in einem Webinar zur Informationskultur gezeigt haben: Wie umfangreich muss denn das Grafische Alphabet des Kaufmanns sein? Die heute dominierenden fünf Diagrammvarianten sind eine Erfindung des 18. Jahrhunderts und reichen immer noch. Wer ihre Grenzen respektiert, erlebt eine zwingende Geometrie des Verstehens. Wer das Format unnötig überfordert, fällt verdient auf die Nase.

Diagramme: 250 Jahre alt

Kaufmännische Zahlen geometrisch zu codieren, ist nicht neu. Im Gegenteil, Diagramme sind eine überraschend alte Erfindung. Sie fallen ins späte 18. Jahrhundert, in die Zeit der Reifröcke und Perücken des vergehenden Rokokos. Mit Kleidung, die an Vogelkäfige erinnerte, haben sie jedoch nichts zu tun. Wir betrachten Diagramme als Nebenprodukt der industriellen Revolution und der Schottischen Aufklärung, die Vorurteilen und dem Glauben an übernatürliche Phänomene die menschliche Vernunft und Fortschrittsoptimismus entgegenstellen. Erkenntnisse sollen aus Beobachtungen und Erfahrungen gewonnen werden. Autorität, die nicht durch Vernunft gerechtfertigt werden kann, ist abzulehnen. Nur das führt zu Fortschritt für den Einzelnen und die Gesellschaft.

Diagramme von William Playfair im späten 18. Jahrhundert

Was heute noch Bestand hat, wurde bereits zur Zeit der Reifröcke erfunden – im späten 18. Jahrhundert.

Jahrhundertgenie William Playfair

Die zweite Überraschung ist, dass als Erfinder des Diagramms ein einziger Mann gilt: das schillernde Jahrhundertgenie William Playfair (1759-1823). Das ist schwer zu glauben, aber wir wissen es nicht besser. In seinen eigenen Worten war er der erste, der geometrische Prinzipien auf Finanzthemen (matters of finance) anwandte [1]. Sein ältester Bruder John, ebenfalls ein Genie, der weltweit Ruhm als Mathematiker, Physiker und Geologe errang, brachte William mit den großen Persönlichkeiten der Schottischen Aufklärung zusammen und stellte seinem jüngeren Bruder die Aufgabe, über verschiedene Temperaturverläufe grafisch Buch zu führen. William betrachtete diese Kindheitsübung als Inspiration für seine Liniendiagramme [2]. In Playfairs Werk dominieren Liniendiagramme. Wir finden einige Kreis- und Tortendiagramme, sehr vereinzelt Säulen- und Balkendiagramme.

Meilenstein-Projekt: mehrere Hundert

In der reich bebilderten und eindrucksvollen Chronologie, die den grafischen Innovationen durch die Jahrhunderte folgt, listen Michael Friendly und Daniel J. Denis mehrere Hundert Meilensteine der Visualisierung und preisen Diagramme dafür, dass sie uns sehen lassen, was sonst verborgen bliebe, dass sie Antworten auf offene Fragen geben, Zusammenhänge aufzeigen und uns leichter als mit anderen Mitteln Neues lernen lassen [3]. Das ist schön gesagt und auch dieser Blog ist von dieser Hoffnung geprägt.

Microsoft Excel: 9 Varianten

In der Tabellenkalkulation Excel finden wir die visuelle Codierung reduziert auf neun Diagrammvarianten, mit jeweils zwei bis Untertypen. So werden Torten (Kreis- oder Ringdiagramme) als 2D-Kreise, 3D-Kreise, Kreis aus Kreis, Balken aus Kreis und Ringe angeboten. Jeden Untertyp gibt es in bis zu acht Stilvarianten.

Lehrbücher: 5 bis 49

In Lehrbüchern fanden wir eine etwas größere Vielfalt als in Excel und zählten bis zu 49 Diagrammvarianten [4]. Der Lehrbuchklassiker Say it with charts aus dem Jahr 1985 von Gene Zelazny bringt nur fünf: Torten-, Balken-, Säulen-, Linien-, Punktdiagramme.

Regierungen, Unternehmen und Medien: 3 bis 4

In der Kommunikation und den Reports von Regierungen, Unternehmen und Medien konnten wir in aller Regel nicht mehr als vier Diagrammvarianten auffinden. Das Design-Handbuch von Daimler behandelt Torten, Linien, Säulen und Balken [5]. Die Bundesregierung beschreibt Regeln für dieselben vier Varianten [6]. Ebenso verhält es sich im Styleguide der Allianz [7]. Conti [8] und Bertelsmann [9] regeln mit Linien, Säulen, Balken jeweils drei Varianten.

Visualisierung betriebswirtschaftlicher Zahlen bei Daimler

Die Visualisierung betriebswirtschaftlicher Zahlen kommt mit wenig Geometrie aus – Styleguide von Daimler für die Finanzkommunikation [5].

Geringe Vielfalt, weil ausreichend

In der Anwendung ist die Vielfalt des grafischen Codes also eng begrenzt. Verwendet werden dieselben wenigen Varianten, die wir auch schon bei Playfair entdecken. Das ist kein Zufall oder schlechte Praxis. Vielmehr genügen sie, um genau die Unterschiede zu beschreiben, auf die es dem Kaufmann ankommen muss: In einfachen geometrischen Formen lässt sich mühelos viel Bedeutung codieren. Voraussetzung ist jedoch, sich an einige wenige Regeln zu halten. Sie beruhen auf Deutungspriorität und Formzwang, wobei das eine zum anderen führt und wir die enge Beziehung zwischen Inhalt und Form am besten an Verstößen erkennen.

Diagramme zur Datenvisualisierung mit reduzierten Formen: Säulen, Balken, Linien, Kreise und Sektoren

Das Wenige braucht strenge Regeln, sonst geht es schief.

  • Kreise werden intuitiv als etwas Ganzes gedeutet. Erstmals verwendet für den einfacheren Vergleich von unregelmäßigen geografischen Flächen, eignen sie sich auch sonst für etwas Ganzes und Absolutes, vorzugsweise mit geografischem Bezug, z. B. Einwohnerzahlen oder überschneidungsfreie Personengruppen. Kreise vertragen sich nicht mit Prozent, weil sich Kreise, anders als die Sektoren einer Torte, nicht zu einem Ganzen zusammenfügen lassen.
  • Sektoren Schon Playfair schnitt in seine Kreise hinein, etwa um Daten zur geografischen Aufteilung der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1805 zu visualisieren. Seine mit größter Sorgfalt handgemalte Torte nimmt sich eine ganze Buchseite Platz. Trotz vieler Segmente gelingt ihm damit eine leicht lesbare Beschriftung – das, woran die meisten Torten heute scheitern. Ins grafische Alphabet des Kaufmanns gehören daher lieber nur Sektoren: Nichts verdeutlicht das mathematische Konstrukt von Prozent besser als ein Kuchenstück.
  • Säulen stehen für etwas, das je Periode neu aufgestapelt werden kann. So war Playfair von der Vorstellung fasziniert, dass ein Kaufmann seinen Geschäftsverlauf aus der Reihe tageweise aufgestapelter Guinea-Stücke ablesen könnte. Periodische, absolute Werte und Säulen gehören zusammen. Eine horizontale Anordnung als Zeitverlauf zu deuten, ist tief in unserem evolutionsbiologischen Erbe verankert und drückt sich bis heute in Begriffen wie Tagesmarsch oder Autostunde aus.
  • Balken funktionieren am besten für Rangfolgen von absoluten Werten. Richtig gefärbt und beschriftet repräsentieren sie ebenso gut die für Kaufleute so wichtigen Abweichungen und Kalkulationen. Wie alle linearen Formate leidet ihre Aussagekraft unter Ausreißern und Größenordnungsbrüchen. Visuelle Erwartungen werden verletzt, wenn sie für zeitliche Abfolgen sehen sollen.
  • Linien sind erste Wahl für zeitliche Entwicklungen von kontinuierlichen Werten wie Preisen oder Kursen. Sie können auch sehr lange Zeiträume abbilden und lassen sich, anders als Säulen und Balken, logarithmisch skalieren, um Daten mit Größenordnungsbrüchen abzubilden.
Quellen

[1] Playfair (1801), S. 8.
[2] Spence (2005), S. 3.
[3] Friendly; Denis (2001).
[4] Kirk (2016).
[5] Daimler AG (2021).
[6] Bundesregierung (2021).
[7] Allianz (2007).
[8] Continental (2014).
[9] Bertelsmann AG (2002).