Der Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe wird vierteljährlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht. Welche Entwicklungen in den letzten Quartalen zu beobachten waren, analysieren wir mit der DeltaApp Web. Nebenbei verraten wir ein paar Tricks!
Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe – welche Daten liegen vor?
Um die Konjunkturlage im Bauhauptgewerbe zu beurteilen, veröffentlicht das Statistische Bundesamt vierteljährlich Daten zum Auftragsbestand. Der Datensatz 44141-0010 unterscheidet dabei zwischen diversen Bauarten wie Wohnungsbau, Hochbau, Straßenbau usw.
Weiterhin sind die Daten für alle 16 Bundesländer gegeben. Die Daten des Auftragsbestands liegen seit 1995 vor. Ich habe den Beginn für diesen Beitrag auf 2016 gesetzt.
Sämtliche Auftragsbestände seit dem 1. Quartal 2016 auf einen Blick
Das letzte vorliegende Quartal ist das 3. Quartal 2025. Um zumindest alle vorliegenden Daten einmal sichtbar zu machen, habe ich eine Grafische Tabelle mit Sparklines verwendet. Dabei stellen wir uns einen genügend großen Bildschirm vor, auf dem der gesamte Bericht leicht Platz findet.
Da wir in DeltaMaster auch gerne kompakte Zahlendarstellungen wie Mio. und Mrd. verwenden, müssen wir nicht – wie im Originaldatensatz – in Vielfachen von 1000 Euro denken, sondern verwenden die Werte direkt in Euro.
Sämtliche Zahlenwerte sind global skaliert, die Sparkline-Verläufe hingegen pro Zelle.
Erkenntnisse über den langfristigen Verlauf
Der Mensch besitzt die Fähigkeit, auffällige visuelle Muster leicht erkennen zu können. Wenn man einmal den Blick über obige Grafische Tabelle schweifen lässt, fallen hier beispielsweise mehrere Dinge auf.
Der höchste aktuelle, durch Verwendung von Bissantz’Numbers leicht auffindbare Wert liegt mit 7,4 Mrd. Euro beim gewerblichen und industriellen Tiefbau in Niedersachsen:
Maximaler Wert des Auftragsbestandes aktuell im gewerblichen und industriellen Tiefbau in Niedersachsen
Die Dynamik lässt sich allerdings auf einem solch langen Zeitraum – es sind immerhin 39 Perioden – mit Sparklinien in Säulenform schlecht ablesen.
Saisonkomponente
Kommen wir zum zweiten Punkt: Es liegen saisonale Einflüsse vor, die direkte Vorperiodenvergleiche mit dem Vorgängerquartal wenig sinnvoll erscheinen lassen. Sie liegen bei jeder Bauart vor, aber besonders ausgeprägt sind sie im Straßenbau und im Wohnungsbau.
Jeweils das vierte Quartal des Jahres zeigt eine Tendenz nach unten.
Mit Punktlinien-Sparklines sieht das folgendermaßen aus:
Ausgeprägte Saisonkomponente im Straßenbau am Beispiel Bayerns
Dynamische Entwicklungen sind hier immer noch nicht gut vergleichbar, da wir eine lineare Min-Max-Skalierung verwenden.
Fehlende Werte des Auftragsbestandes
Ziemlich störend ist die Tatsache, dass zuweilen Werte nicht vorhanden sind. Bei den Stadtstaaten Hamburg und Bremen lässt sich dies beobachten, aber auch im Saarland:
Fehlende Werte: Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten
Um die Nullwerte sichtbar zu machen, habe ich in den Eigenschaften, Reiter Sparklines, Nullwerte einblenden aktiviert.
Bei den bereitgestellten Daten gibt ein Mouseover über fehlende Werte den Hinweis „Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten“. In den Erläuterungen „Statistik über den Auftragsbestand im Bauhauptgew.“ im Kopf der Tabelle auf der Destatis-Seite ist der mögliche Hintergrund einer Geheimhaltung allerdings als Denksportaufgabe formuliert:
„Bei der Erstellung der Veröffentlichungstabellen wird eine maschinelle primäre Geheimhaltung auf Basis der p-Prozent-Regel durchgeführt. Die p-Prozent-Regel besagt, dass Angaben gesperrt werden, bei denen die Differenz zwischen dem Tabellenwert und den zwei größten Einzelwerten den größten Einzelwert um weniger als p-Prozent übersteigt.
Die Ergebnisse der geheim gehaltenen Felder sind in den Gesamtsummen enthalten. Um eine rechnerische Ermittlung dieser Angaben zu verhindern, werden weitere Zellen in den Tabellen manuell geheim gehalten (sekundäre Geheimhaltung).“
Mit dieser Regel soll zum Beispiel verhindert werden, dass einer der beiden größten Marktteilnehmer (der seine eigenen Werte kennt), aus dem Gesamtwert zu viel Information über den direkten Konkurrenten ableiten kann. Im Extremfall nur zweier Marktteilnehmer, reicht der Gesamtwert, um den Wert des Konkurrenten exakt ableiten zu können.
Hier wäre die Differenz 0, also auf jeden Fall kleiner als p Prozent des größten Marktteilnehmers (p positiv, aber ansonsten beliebig).
Außerdem sind bei den gegebenen Daten nur Unternehmen mit 20 und mehr tätigen Personen auskunftspflichtig. Die Daten geben also den Auftragsbestand aller Unternehmen dieser Mindestgröße wieder.
Vergleichbare Skalierung mit Hilfslinien
Verbleiben wir für einen Moment noch in DeltaMaster und wählen eine angemessene Darstellung der dynamischen Entwicklung. Wir wählen Linien-Sparklines, blenden auf dem Reiter Sparklines die Nullwerte aus und stellen vergleichbare Skalierung mit Hilfslinien ein.
Die logarithmische Skalierung wird dabei automatisch aktiviert.
In der folgenden Darstellung sehen wir die Top-6-Bundesländer im 3. Quartal 2025 im Straßenbau mit ihrer dynamischen Entwicklung für den gesamten Zeitraum:
Optimale Vergleichbarkeit der Auftragsbestandsentwicklung im Straßenbau
Jedes dargestellte Diagramm weist exakt den gleichen Dynamikumfang auf: Das Maximum der Y-Achse erreicht man vom Minimum durch Multiplikation mit Faktor 5: Bei Bayern kommt man somit beispielsweise von 800 Mio. auf 4 Mrd.
Generell erreicht man die eingezeichneten Hilfslinien durch Multiplikation des Wertes der Basislinie mit 2, 3, 4 und 5.
Dies bedeutet gleichzeitig, dass in einem Diagramm der Abstand von Linie zu Linie dem Basiswert entspricht.
Die Steilheit der Verläufe gibt so unmittelbar die Wachstumsrate wieder: Der steilste Verlauf ist in Nordrhein-Westfalen zu beobachten. Hier verdreifacht sich der Auftragsbestand im betrachteten Zeitraum vom 1. Quartal 2016 bis zum 3. Quartal 2025. In Bayern ist in etwa eine Verdoppelung zu beobachten.
In Niedersachsen sieht man eher eine einmalige Niveauänderung als einen stetigen Anstieg.
Mobile Berichte für die DeltaApp: Optionen bei der Historie
Wir wollten eine Analyse mit der DeltaApp (Variante Web im Browser, Variante Mobile fürs Smartphone wäre ebenfalls möglich) durchführen. In DeltaMaster haben wir die Möglichkeit des Exports Mobiler Berichte, die wir dann per Bissantz Service zur Verfügung stellen.
Wir hatten schon festgestellt, dass die Daten nicht saisonbereinigt sind und somit ein Vorperiodenvergleich von Quartal zu Quartal wenig sinnvoll ist.
Nachdem wir unsere einzige Kennzahl Auftragsbestand und die beiden verfügbaren Dimensionen Bauarten und Bundesländer in den Mobilen Bericht gezogen haben, aktivieren wir über die Magischen Knöpfe den Vorjahres-Vergleich.
Auch die kumulierte Vorjahresabweichung bis zum laufenden Quartal könnte interessant sein; somit aktivieren wir auch diese:
Mobiler Bericht ohne Werte für Periodenwechsel
Bei der Historie legen wir den Beginn auf das 1. Quartal 2017, der ersten Periode, für die ein Vorjahreswert vorliegt. Zunächst lassen wir die Checkbox auch Werte für Periodenwechsel exportieren inaktiv und sehen im Mobilen Bericht die Sparksäulen nur bei den Ist-Werten. Da wir uns im 3. Quartal 2025 befinden, sind das insgesamt 35 Werte.
Alternative Versionen des Mobilen Berichtes
Alternativ legen wir eine Kopie des Berichtes an, diesmal mit aktivierter Checkbox auch Werte für Periodenwechsel exportieren:
Mobiler Bericht mit Werten für Periodenwechsel
Die Sparklinien-Säulen erscheinen nun bei allen Varianten. Auch diesen Mobilen Bericht exportieren wir.
Für den abschließenden Vergleich aktivieren wir noch in einer dritten Variante die Checkbox nur für nicht-kumulierte Werte:
Mobiler Bericht mit Werten für Periodenwechsel, nur nicht-kumuliert
Die Säulen bei den kumulierten Werten sind verschwunden.
Wie sich diese drei Versionen in der DeltaApp Web unterscheiden, werden wir nun genauer untersuchen.
Vergleich der Mobilen Berichte für den Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe
Wann machen sich in der DeltaApp die Unterschiede der drei Varianten der Mobilen Berichte überhaupt bemerkbar? Solange die Historie in Form der Sparkline-Säulen nicht aktiviert ist, gibt es überhaupt keine Unterschiede!
Ohne Historie verhalten sich alle drei Varianten identisch
Für alle drei Varianten stehen die aktuellen Werte und die Vorjahresabweichungen der Istwerte als auch der kumulierten Werte zur Verfügung, ausgehend vom aktuellen 3. Quartal 2025.
Unterschiede werden dann sichtbar, wenn wir die Historie aktivieren.
Vergleich der Mobilen Berichte mit aktivierter Historie
Bleiben wir bei den Istwerten, so sind – bei aktivierter Historie und in der erweiterten Ansicht mit 3 Spalten – Vorjahresabweichungen nicht verfügbar, wenn Werte für Periodenwechsel nicht exportiert wurden:
Keine Vorjahresabweichungen in der erweiterten Ansicht für Vergangenheitswerte verfügbar bei Variante Export ohne Periodenwechsel
Im Fall des Mobilen Berichtes ohne Werte für Periodenwechsel erscheinen beim Durchlaufen der Perioden links auch Prozentzahlen:
Relative Vorperiodenabweichungen beim Durchlaufen der Perioden
Hierbei handelt es sich um die relativen Vorperiodenabweichungen und nicht um die relativen Vorjahresabweichungen. Aus 4 aufeinanderfolgenden relativen Vorperiodenabweichungen ließe sich die relative Vorjahresabweichung rekonstruieren.
Zum Beispiel ergibt sich aus den hier sichtbaren 4 Prozentzahlen 1,029 * 1,039 * 1,097 * (1-0,032) = 1,135 die sichtbare relative Vorjahresabweichung +13,5 %.
Aber diese Vorjahresabweichungen werden besser und einfacher durch Aktivierung der Checkbox auch Werte für Periodenwechsel exportieren ermittelt.
Vergleich der Mobilen Berichte mit aktivierter Historie, kumulierte Werte
Betrachten wir nun die Vorjahresabweichungen bei kumulierten Werten. Schalten wir von aktuellen auf kumulierte Werte, wird das Symbol der Sparksäulen-Historie in 2 von 3 Fällen inaktiv. Nur im 2. Fall Auftragsbestand mit Periodenwechsel haben wir überhaupt die Möglichkeit, die historischen Abweichungen zu sehen:
Vorjahresabweichungen bei kumulierten Werten
Es liegt an der Anwendung bzw. an den gewünschten Auswertungen, für welche Abweichungen auch historische Werte zur Verfügung stehen sollen. In unserem Fall sind die Datenmengen überschaubar und wir behalten die Version, die auch bei kumulierten Werten historische Abweichungen vorhält.
Analyse der aktuellen Entwicklungen
Anfangs hatten wir festgestellt, dass Hamburg, Bremen und Saarland zuweilen fehlende Werte aufweisen. Das behalten wir einmal im Hinterkopf.
Zuerst schauen wir auf den aktuellen Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe: Welche Bauarten sind relevant und welche Bundesländer tragen am meisten bei?
Auftragsbestandsaufnahme im 3. Quartal 2025
Bei einem Auftragsbestand von 91,1 Mrd. liegen gewerblicher und industrieller Tiefbau vor dem Hochbau. Die Anteile (per Rechtsklick einblendbar) dieser beiden Bauarten beträgt 29,4 bzw. 20,8 %.
Bei den Bundesländern führen Bayern (Anteil 19,7 %), Nordrhein-Westfalen (16,6 %), Niedersachsen (15,1 %) und Baden-Württemberg (14,7 %) die Rangliste mit Abstand an.
Unterschiede der Bundesländer bei den Istwerten der Bauarten
Sind in diesen Bundesländern die gleichen Bauarten dominant? Wir legen drei Kopien an und bringen jeweils eines dieser 4 Bundesländer in den Filter, per rechtem Mausklick:
Bauarten in den führenden vier Bundesländern im 3. Quartal 2025
Der bundesweit führende gewerbliche und industrielle Tiefbau liegt in drei dieser vier Bundesländer ebenfalls vorn. In Niedersachsen ist er mit 7,4 Mrd. (wie anfangs in der Grafischen Tabelle bereits erkannt) sehr bestimmend, was sich auch im Anteil von 53,6 % widerspiegelt.
Nordrhein-Westfalen bildet die Ausnahme: Hier liegt der gewerbliche und industrielle Hochbau vorn (Anteil 24,0 %) und der gewerbliche und industrielle Tiefbau (Anteil 20,3 %) nur auf dem dritten Platz.
Allerdings ist auch der Anteil des Beitrags des öffentlichen Tiefbaus mit 20,3 % deutlich höher als in den anderen drei Bundesländern.
Auffällige absolute Vorjahresabweichungen bei kumulierten Werten
Um Bundesländer und oder Bauarten zu finden, die entscheidend zum Zuwachs im Vorjahresvergleich beigetragen haben, habe ich mehrere Optionen. Beispielsweise lasse ich mir die Bauarten absteigend sortieren und klappe dann jeweils die Bundesländer auf.
Alternativ kann ich wieder Kachelkopien anlegen, filtern und dann die Kacheln mit den größten sichtbaren Beiträgen geöffnet lassen:
Welche Bundesländer, welche Bauarten haben am meisten zum Zuwachs im kumulierten Jahresvergleich beigetragen?
So finde ich schnell heraus, dass einige Bundesländer (Niedersachsen, Bayern, Sachsen u. a.) beim gewerblichen und industriellen Tiefbau mehr als 1 Mrd. Euro beim Auftragsbestand zugelegt haben.
Nordrhein-Westfalen fällt in dieser Hinsicht beim öffentlichen Tiefbau und Hochbauten für Körperschaften des öffentlichen Rechts auf: Auch diese Bauarten haben in diesem Bundesland um mehr als 1 Mrd. Euro zugelegt.
Auffällige relative Vorjahresabweichungen bei aktuellen Werten
Wir möchten nun untersuchen, wo es denn besonders große relative Änderungen im Vergleich zum Vorjahr gab. Hier fällt zum Beispiel Bremen im öffentlichen Tiefbau mit satten +711 % auf:
Welche Bundesländer, welche Bauarten haben am meisten zum relativen Zuwachs im Jahresvergleich beigetragen?
In einer Kopie filtere ich auf Bremen und den öffentlichen Tiefbau und aktiviere dann die Sparklines. Für den passenden Wert muss ich 4 Perioden zurück und erkenne dass der Anstieg von 12,6 auf 102 Mio. zu diesem hohen relativen Anstieg geführt hat.
Alternativer Ansatz
Im letzten Ansatz stört es bei der Visualisierung der Historie etwas, dass eigentlich nur jede 4. Säule zum 3. Quartal gehört.
Ich habe deshalb einmal eine Hilfsdimension der Quartale erstellt – also ohne fixen Jahresbezug – und den mobilen Bericht auf das Jahr 2025, nicht auf das 3. Quartal 2025 eingestellt. Die Hilfsdimension steht dabei fix auf dem 3. Quartal und das aktuelle Jahr auf 2025.
Gehe ich so vor, sehe ich in meiner Historie (rechte Kachel) nur die 3. Quartale:
Alternativer Ansatz: nur dritte Quartale in der Historie
Schließlich wäre es auch noch möglich, diese Hilfsdimension mit in den Navigationspfad aufzunehmen, dann besteht auch noch in der DeltaApp Web die Möglichkeit, auf ein bestimmtes Quartal zu filtern, auch beispielsweise auf das noch nicht vorliegende 4. Quartal:
Alternativer Ansatz: nachträgliches Filtern auf Quartal möglich
Bei diesem Vorgehen ist der Jahreswert für 2025 noch unvollständig. Im Jahr 2025 kann auf eines der ersten drei Quartale gefiltert werden. Um auf das 4. Quartal zu filtern, muss man vor dem Aufklappen der Quartale auf das Jahr 2024 zurückgehen.
Für die Analyse der kumulierten Werte könnte man bei diesen Ansätzen mit Filterkennzahlen arbeiten.
Quellen
Die Daten entstammen der Datenbank GENESIS-Online des Statistischen Bundesamtes.
Datenquelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online, Abrufdatum am 27.11.2025; Datenlizenz by-2-0; eigene Berechnungen/eigene Darstellung
Die Daten sind unter 44141-0010 – Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe: Bundesländer, Quartale, Bauarten zu finden.
Leider können wir nicht garantieren, dass alle dargestellten und abgeleiteten Werte korrekt bzw. korrekt berechnet sind.

















