Wie ein traditionsreicher Fertighaushersteller aus dem Allgäu mit moderner Planungstechnologie seine Gemeinkostenverteilung neu erfindet – und warum das mehr ist als ein IT-Projekt.
Seit 1896 entstehen bei Baufritz Häuser mit Herz – nachhaltig, individuell, in Holz. Etwa 180 Eigenheime verlassen jährlich die Fertigung des Familienunternehmens aus Erkheim im Allgäu, das heute in vierter Generation geführt wird. Es beschäftigt rund 500 Mitarbeitende und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro. Was weniger sichtbar ist: Auch hinter den Kulissen wird Maßarbeit großgeschrieben. Etwa bei der Unternehmenssteuerung – denn die Zukunft der Fertighausbranche liegt nicht nur im ökologischen Bauen, sondern auch in der digitalen Planung.
Ein eigenes Modul für mehr Transparenz: Umlagenprozess mit DeltaMaster
Bau-Fritz hatte bereits erste Erfahrungen mit der Integrierten Unternehmensplanung (IUP) gesammelt – allerdings über externe Partner. Für das Projektteam von Bissantz & Company war es der erste eigenverantwortlich umgesetzte IUP-Einsatz. Das Besondere: Der im Projekt entwickelte Umlagenprozess war kein bestehender Bestandteil der IUP, sondern wurde komplett neu konzipiert – fachlich wie technisch. Ziel war es, die verursachungsgerechte Verteilung von Gemeinkosten als maßgeschneidertes Zusatzmodul zu integrieren.
„Es war ein echtes Co-Projekt“, sagt Jens Reumann, Senior Manager und Projektleiter beim Kunden. „Wir haben mit Baufritz eine Lösung entwickelt, die exakt auf die Gegebenheiten des Unternehmens zugeschnitten ist – von der Datenintegration bis zur Berichtsdarstellung.“
Von Excel zu SQL: Drei Stufen zur Transparenz
Die Herausforderung: In der Baupraxis fallen viele indirekte Kosten an – etwa für IT, Verwaltung oder Gebäudenutzung –, die fair auf Produktbereiche oder Projekte umgelegt werden müssen. Bislang geschah das bei Baufritz manuell – mit Excel-Tabellen und hoher Fehleranfälligkeit – entprechend hoch war der damit verbundene Aufwand.
Die Lösung: Ein dreistufiges Modell, bei dem Umlagen schrittweise berechnet werden – jeweils auf Basis der Gesamtkosten und der vorangegangenen Stufen. Die technische Umsetzung erfolgt per SQL-Prozedur, ausgelöst über eine Custom App, mit direkter Visualisierung im DeltaMaster. Das schafft vollständige Transparenz: Wer gibt Kosten ab? Wer trägt welchen Anteil? Und warum?
Praxisnah geplant, produktionsreif im Voraus
Der enge Schulterschluss zwischen Baufritz und dem Bissantz-Team war entscheidend. Schon beim ersten Workshop im November 2024 in Erkheim entstand die initiale Version der Umlagelogik – „am zweiten Tag funktionierte die Berechnung“, erinnert sich Aleksandra Pushkina, Consultant bei Bissantz .
Im weiteren Projektverlauf wurde zusätzlich eine Gegenbuchungslogik entwickelt, um Belastungen und Entlastungen korrekt gegeneinander abzubilden. Die Produktivsetzung erfolgte bereits im Frühjahr 2025 – deutlich vor dem Start der nächsten Planungsrunde im Herbst. So stand das neue Modul zum idealen Zeitpunkt bereit.
Ein Projekt mit Hebelwirkung
Was auf den ersten Blick nach Technik klingt, ist in Wahrheit ein strategischer Digitalisierungsschritt. Der neue Umlagenprozess bringt nicht nur Zeitersparnis, sondern ermöglicht erstmals eine differenzierte Steuerung auf Basis echter Kostenzusammenhänge – eine wichtige Grundlage für fundierte Entscheidungen.
Business Intelligence für den Mittelstand
„Gerade im Mittelstand zeigt sich, wie wertvoll es ist, wenn BI-Projekte nicht als IT-Thema verstanden werden, sondern als gemeinsame Aufgabe von Fachbereich und Controlling“, so Pushkina. Die Integrierte Unternehmensplanung mit DeltaMaster bietet dabei die nötige Flexibilität, ohne auf Standards zu verzichten – ideal für individuelle Anforderungen wie im Baugewerbe.
Und so ist das Projekt bei Baufritz mehr als ein erfolgreich eingeführtes Tool: Es ist ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung in traditionellen Branchen gelingt – mit Augenmaß, technischer Präzision und Teamarbeit.